Sie haben Krebs

"Ein Dreckskerl". So hat der Theatermacher Christoph Schlingensief seinen Lungenkrebs bezeichnet und sich im Tagebuch einer Krebserkrankung schonungslos mit den Folgen der Diagnose auseinandergesetzt. Die Diagnose ist immer ein Schock, welcher Tumor es auch sei. Mit den Worten „Sie haben Krebs“ ändert sich das Leben sofort. Es wächst die Angst vor einer ungewissen Zukunft, vor den Anforderungen des Alltags, vor dem Leben. Und doch will jeder nur eines: noch nicht sterben.

Schlingensief hat seine Krankheit nicht überlebt, das Bronchialkarzinom gehört zu den Krebsarten mit ungünstiger Prognose. Viele andere Tumoren können inzwischen geheilt werden, andere können viele Jahre behandelt werden. Dank frühzeitiger Diagnosemöglichkeiten und besser wirksamer Behandlungen steigt die Zahl der Langzeitüberlebenden kontinuierlich. In Deutschland leben gut 50% der Betroffenen fünf Jahre nach der Diagnose, damit gilt ein Rückfall als unwahrscheinlich, sie gelten als geheilt. Leider gibt es auch Ausnahmen von der Regel.

Maßgeblich an jeder zweiten vollständigen Heilung beteiligt ist die Strahlentherapie. Neben der Chirurgie und Chemotherapie ist sie das wichtigste Verfahren in der Onkologie. Die technologisch heute hoch entwickelten Verfahren der „modernen Strahlentherapie“ werden zielgerichtet allein eingesetzt oder mit den anderen Methoden kombiniert, neuerdings auch mit Immuntherapeutika (Radionuklidtherapie). Unter dem Stichwort „Strahlen statt Skalpell“ wird die Radiochirurgie zudem zunehmend eine effektive und schonende Alternative zur Operation.

Gegen die Angst vor Strahlen

Insgesamt ist die Akzeptanz der Strahlentherapie in der Bevölkerung groß, wie 2012 eine von der Deutschen Röntgengesellschaft (DRG) und Deutschen Gesellschaft für Radioonkologie (DEGRO) initiierte Umfrage festgestellt hat. Es gibt aber auch Bedenken, Ablehnung und Misstrauen, das vor allem mit dem negativ besetzten Begriff „Strahlen“ verbunden ist. Mögliche Risiken und Nebenwirkungen verunsichern und ängstigen ebenso wie die mächtigen Apparaturen, die häufig in Bestrahlungsräumen ohne Tageslicht stehen.

Wir, der Bundesverband Deutscher Strahlentherapeuten e. V. (BVDST), möchten dazu beitragen, die Vorbehalte auszuräumen. Denn die moderne Strahlentherapie hat nichts mehr mit der von vor 20 Jahren zu tun. Auf diesen Seiten entstehen Informationen über die heutigen Behandlungsmöglichkeiten und Abläufe, die Ihnen helfen, sich aktiv mit dem Thema auseinanderzusetzen – ob Sie Patient sind oder Angehöriger, ob erstmals bestrahlt wird bzw. werden soll oder erneut im Rahmen eines Rückfalls.

Immerhin erhalten 50 bis 60% aller Krebspatienten im Verlauf ihrer Behandlung eine Strahlentherapie. Hinzu kommen mit steigendender Tendenz bis zu 30% gutartige Indikationen, zum Beispiel Fersensporn, „Tennisellenbogen“, Arthrosen der Gelenke. Die erforderliche Therapiequalität und der Handlungsspielraum der Strahlentherapeuten werden durch zahlreiche gesetzliche Rahmenbedingungen (z. B. Röntgen- und Strahlenschutzverordnung), Anforderungen regionaler Behörden (DIN, TÜV, Gewerbeaufsichtsamt) und regelmäßige Überwachungsverfahren durch Ärztekammern definiert. Damit wird die Strahlentherapie zu einem der qualitativ am besten abgesicherten Gebiete in der Medizin.

Im Fokus: das Heilende

Natürlich lassen sich Risiken und Nebenwirkungen nicht immer vermeiden, aber sie werden durch die neuen Erkenntnisse der Radiobiologie zusammen mit der sich ständig weiterentwickelnden medizinischen Strahlenphysik inzwischen deutlich minimiert. Die heutigen Möglichkeiten erlauben es, das für jeden Patienten beste Therapiekonzept zu ermitteln. Deutsche Radioonkologen sind führend in der Therapie maligner Erkrankungen von Erwachsenen und Kindern.

Alle folgenden Informationen ersetzen nicht die Aufklärung durch die Sie behandelnden Ärzte Ihres Vertrauens, können diese aber sinnvoll ergänzen. Je mehr Sie wissen, umso schneller kann sich die Angst vor den Apparaten auflösen und „das Heilende“ in den Fokus rücken. Weitere Links informieren zu anderen Aspekten, die Ihre Krankheit betreffen. Besonders wichtig ist es, dass Sie offen reden – über Ihre Gefühle, Ihr Befinden, alle quälenden Fragen. Nichts ist nachteiliger für die Bewältigung dieser schwierigen Zeit, als sich ihr allein auszuliefern. Empathische Unterstützung und sachlich richtige Informationen sind zwei Möglichkeiten, sie besser zu überstehen.

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